Kallenas Hof

Archäologische Arbeit bedeutet häufig den Versuch, etwas zu rekonstruieren, ohne genau zu wissen, ob man die richtige Variante erwischt hat. Bei einer lückenhaften Quellenlage bleiben viele Unklarheiten. Beispielsweise ist ein prähistorisches Grab vielleicht hervorragend erhalten, enthielt viele gut dokumentierte Objekte, die restauriert werden konnten, während vom Skelett viele Informationen zur verstorbenen Person zu gewinnen waren – trotzdem ist die Religion des Verstorbenen und seiner Angehörigen, die für die Ausstattung des Grabes verantwortlich waren, nicht oder nur mit sehr vielen Fragezeichen rekonstruierbar.

Oder wir kennen vielleicht den Grundriss eines Hauses sehr genau, wissen Bescheid über die Stärke der Pfosten und aus welcher Holzart sie bestanden, wie die Wände beschaffen waren und wie viele Feuerstellen es gab. Aber so gut wie nie können wir mit Sicherheit sagen, welchen Neigungswinkel das Dach aufwies oder womit es gedeckt war.

Indizien lassen sich natürlich sammeln. Beispielsweise stehen manchmal Holzreste zur Verfügung, die Hinweise auf Herstellungstechniken geben. Auch lohnen sich Überlegungen hinsichtlich klimatischer Bedingungen – nördlich der Alpen machen unter anderem Flachdächer wenig Sinn.

Man kann sich also mit gewissen Wahrscheinlichkeiten an Rekonstruktionen herantasten, doch vieles muss unklar bleiben, was im wissenschaftlichen Kontext auch kein Problem ist.

Im Roman sind jedoch Entscheidungen nötig, selbst wenn nicht jedes Detail (eines Hauses) genau beschrieben werden muss.

Für die Darstellung in einer Illustration, die im Buch abgedruckt wird, müssen diese Vorstellungen wieder heruntergebrochen werden, um überhaupt sichtbar zu bleiben – die Zeichnung von Kallenas Haus misst in der Druckversion nur einen Zentimeter.

Die Häuser in der Hallstattzeit bestanden mit Sicherheit aus Holz. Das sollte auf der Zeichnung deutlich werden. Alles andere ist nur angedeutet und verweist auch auf unser lückenhaftes Wissen zur Urgeschichte.

Mein Dank gilt Illustratorin Andrea Hörndler (https://www.andrea-illustriert.at/) und einmal mehr Graphikerin Doris Sommavilla!